Am 8. Mai 1945 kapituliert Deutschland und am selben Tag beginnt die Zukunft von Flims als Wintersportort, denn es wird mit dem Bau der ersten Sesselbahn begonnen. Nachdem das Raupenfahrzeug in Krieg einrücken musste, studierte der nun mittlerweile Direktor gewordene Roman Bezzola, wie man die Skifahrer auf den Berg transportieren könnte. In einem Prospekt des amerikanischen „Sun Valley“ entdeckt er ein Bild eines Sesselliftes. Das war die Lösung! Mit der Firma Von Roll wird dann die modernste Bergbahn der Welt, der erste kuppelbare Sessellift entwickelt und ein Jahr später eröffnet. So kommt auch das Parkhotel 1947 zu seiner ersten Wintersaison. Doch plötzlich werden auch modernere Hotels gebaut und die Gäste wie auch deren Ansprüche verändern sich rasant. Das Waldhaus bleibt sich aber treu. Zuerst werden dringend nötige Abschreibungen getätigt, dann in die Technik investiert und die Hauptküche im Casino/Pavillon erneuert. Erste Abwaschmaschinen wurden auch gleich installiert. Der noch junge Wintertourismus nimmt Fahrt auf, die zweite Sektion Sessellift wird gebaut. Innert nur sechs Jahren steigen die Wintereinnahmen des Hotels um zweihundert Prozent. Im Jahre 1956 zahlt die Aktiengesellschaft Kurhotels und Seebad AG das erste Mal wieder Dividenden aus. Die Curlingbahn wird gebaut und die Luftseilbahn auf den Cassonsgrat, in die auch das Waldhaus investierte, nimmt ihren Betrieb auf.





Die Boomjahre im Tourismus

Ab Ende der Fünfzigerjahre starten dann der Massentourismus in den Alpen so richtig durch. In Frankreich investiert der Staat mit den sieben milliardenschweren „Plan neige“ schier unglaubliche Summen an Staatsgeldern in zehntausende Betten in den Hotelhochäusern der Retortenorten in den Hochalpen. Die zentralistisch geplante Aufholjagd mit den anderen Alpenländern bringt diese auch gleich in weiteren Zugzwang. Der Umtriebige Metzgersohn Walter Gurtner beginnt seine im Dorf als abstrus abgetane Pläne eines Grossskigebietes rund um den Crap Sogn Gion zu träumen und plant auch gleich konkret die Erschliessung des Vorabgletschers für den Sommerskilauf. Den Startpunkt der gewaltigen Zubringerbahn hätte just auf dem Gelände hinter dem Hotel Waldhaus starten sollen. Doch er wird nur belächelt und die Flimser gefallen sich in ihrer Pionierrolle mit dem ersten Sessellift. Der junge Dickkopf Gurtner aber wendet sich heimlich an die Nachbargemeinde Laax, welche sich seit jeher in einer Fehde mit dem im vergleich reichen und mondänen Flims befindet. Dort stösst er auf offene Ohren und eröffnet schon den Winter darauf mit knappen finanziellen Mittel ein Netz an Liften bis gleich auf den Crap. Die Flimser staunen nur und trauen dem Jungspund aber keine Zukunft damit zu. Das sollte sich rächen. Aus dem Nichts erwächst in den Folgejahren ein Skigebiet noch ungekannter Grösse. Die weltgrösste und zugleich schnellste Seilbahn wird eröffnet und das ikonische Rundrestaurant auf dem Crap wird aus Resten der Landesausstellung zusammengebaut. Auch die Flismer expandieren, jedoch weniger schnell und aggressiv. Die Bauern verkaufen im Boom ihr plötzlich teures Bauland ohne Grenzen und ihre Söhne wollen ab sofort nur noch Skilehrer anstatt Kuhhirten sein. Es regnet Geld und Wohlstand, ein wahrer Rausch setzt ein. In Laax entsteht in kurzer Zeit ein ganzer neuer Ortsteil an der Talstation und die Autos dahin fahren alle durch das Dorf Flims. Die Strassen sind Abends verstopft wie in einer Grossstadt und die Skifahrer stehen stundenlang Schlange an den Bergbahnen. Diese Entwicklung hat auch Folgen für das Waldhaus, verlieren doch die Tochter-Hotels Bellavista und Segnes immer mehr Gäste wegen ihrer Lage an der lauten Hauptstrasse und schliessen in Folge dann ganz und werden in Restaurants und Personalzimmer umgewandelt. Der Unternehmung geht es aber sehr gut und es wird ausgebaut, das Hallenbad mit Aussenschwimmbecken wird vor den Pavillon gebaut und auf der Nordseite kommt mit einer für die damalige Zeit ultramodernen Fassade ein grosser Saal dazu, der heute aber mit seinen Spiegeln und Lampen eher den Charme der DDR versprüht. Das Casino ist fast zur Unkenntlichkeit modernisiert worden, im innern verschwinden Decken und Böden, werden aber zum Glück für spätere Zeiten konserviert. Der Jugendstilsaal bleibt allerdings wie er ist und wird in den Siebzigerjahren sogar restauriert. Dazu erhält das Gebäude in der Ölkrise eine Wärmepumpe, die ihrer Zeit weit voraus ist.



1980 wird das Haus Belmont durch einen Neubau ersetzt und dieser wiederum durch den Bau von zwei Apartmenthäusern im Park finanziert. Die Wintersaison steuert nun 60 Prozent der Jahreseinnahmen bei und ist stärker als der Sommer geworden. Der Umsatz überschreitet die 10 Millionen-Grenze. Anfang der Neunziger wird im Keller des Pavillon das Belle Epoque-Museum eröffnet, das alte Hotelschätze auf einer erstaunlich grossen Fläche zeigt. Die ersten Schneekanonen werden im Skigebeiet installiert. Auch im Hotel modernisiert man und niemand geringeres als Niki de Saint-Phalle gestaltet eine Suite. Wegen Inzucht und Krankheit muss das Murmeltiergehege geschlossen werden und das zweite Museum, das Oligati-Museum, eröffnet auf dem Gelände des Hotels. Dieses spezialisiert sich auch immer mehr auf Kongresse und Grossanlässe, welche mitunter bis zu einer Million pro Anlass in die Kasse bringen. Weitere Apartementhäuser, die Oligati-Häuser, werden an den Rand des Parkes gebaut, auch die alte Wäscherei wird als Luxusresidenz neu gebaut. 2004 wird ein Befreiungsschlag für den Park und den Pavillon, das alte Schwimmbad wird abgerissen und die frühere Fassade wieder hergestellt. Da nicht mehr geschwommen sondern gewellnesst wird, entsteht ein unterirdischer Wellnesskomplex und sichtbar bleibt nur der luftig helle Kubus des neuen Hallenbades. Ein Bio-Schwimmteich rundet die neue Oase ab, welche auch gleich nach der Eröffnung preisgekrönt wird. Die goldenen Zeiten sind aber schon länger vorbei und diese Investitionen werden nicht aus dem laufenden Hotelbetrieb finanziert, sondern durch den Verkauf von Zweitwohnungen. 2015 muss das Unternehmen seinen Bilanz deponieren und ein neuer Investor steigt ein. Nun steht eine umfassende Renovation zum 140jährigen Jubiläum des Waldhauses an und eine neue Zeitrechnung beginnt.